Mittwoch, 24. Oktober 2012

Vegane Berufe: Fotografin

Ein Thema, über das ein Veganer während seiner Recherchen über kurz oder lang stolpert, ist die Fotografie. Schnell lernen wir, dass das klassische Fotopapier der Papierabzüge leider Gelatine enthält. Doch was ist, wenn das Fotografieren eine Leidenschaft ist, die sich ein vegan lebender Mensch zum Beruf machen möchte? Lässt sich das überhaupt miteinander vereinbaren? Um dem nachzuspüren, habe ich Marie - Studentin an der Folkwang Universität der Künste in Essen - mit ein paar Fragen gelöchert.

Hallo Marie, erzähle doch bitte kurz etwas über Dich und Dein Studium! Seit wann studierst Du und was machst Du dort genau?

Hallo Andrea, ich bin 23 Jahre alt und wohne zur Zeit in Dortmund. Schon immer hat die Kunst in meinem Leben eine wichtige Rolle gespielt. Sobald ich einen Stift in die Hand bekommen habe, fing ich an zu zeichnen, und das nicht immer unbedingt auf Papier, zur großen Freude meiner Eltern. Mit 11 fing ich an Saxophon zu spielen. Mein Vater spielte früher in einer kleinen Jazzband und hatte mich somit dazu gebracht. Nach Abschluss der mittleren Reife machte ich eine dreijährige Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistentin, in welcher ich dann den Weg in die Fotografie fand. Ich merkte schnell, dass sie das Medium ist, welches meine Gedanken, Ideen und Vorstellungen am besten zum Ausdruck bringt. Seit Oktober 2011 studiere ich in Essen an der Folkwang Universität der Künste. Und natürlich Fotografie. Das Schöne dort ist, dass man im ersten Semester nicht nur die Grundlagen der Fotografie kennenlernt, sondern eben auch die des Kommunikationsdesigns und Industrial Design. Man könnte dann sogar den Studiengang wechseln. Und auch jetzt habe ich die Möglichkeit, Kurse wie Aktzeichnen oder experimentelle Gestaltung zu belegen, bei Letzteren ist es mir komplett freigestellt, wie ich mein Thema bearbeiten möchte, egal mit welchem Medium (Malerei, Fotografie, Film oder mit Installationen etc.)
Was an der Folkwang im Studiengang Fotografie auch sehr wichtig ist, ist das analoge Arbeiten. Im ersten Semester sogar ausschließlich. Es ist unglaublich interessant, die Ursprünge der Fotografie kennenzulernen. In der Dunkelkammer zu arbeiten und die Bilder, die man gemacht hat, erst zu sehen, wenn man den Film eigenhändig entwickelt hat. Man bekommt einfach ein ganz neues Bewusstsein für ein einzelnes Bild.  

Was sind die typischen Reaktionen, wenn Du jemandem erzählst, dass Du Fotografie studierst?

Die Reaktionen sind durchweg positiv, die Leute sind sehr interessiert, haben aber meist eine falsche Vorstellung von dem Beruf. Viele denken, dass ich später zu Kindergärten und Grundschulen fahre, um die beliebten Klassenportraits zu fotografieren. Oder dass ich Bewerbungsfotos mache. Die Möglichkeiten - je nachdem, wie man sein Studium auslegt - können aber sehr verschieden sein. Denn nicht alle Studenten arbeiten nach dem Studium als Fotograf weiter. Zum Beispiel in Bildredaktionen, in Museen als Kuratoren, an Universitäten als Dozenten oder Professoren. Und selbst, wenn man dann als Fotograf arbeitet, wird es wohl kaum bei Bewerbungsfotos bleiben.  

Wie bei allen anderen Studienfächern muss man sich doch sicherlich immer die selben Aussagen oder Fragen anhören, oder?

Ja absolut. Die Frage, die natürlich am meisten gestellt wird, ist: "Und was machst du dann nach dem Studium? Der Markt ist doch schon sehr überlaufen, oder?" Aber noch kläre ich die Leute immer gerne vom Gegenteil auf.

 Seit wann lebst Du vegan?

 Ich lebe nun seit Anfang 2011 vegan und davor ein Jahr als Vegetarier. Ich hatte sehr oft über diesen Schritt nachgedacht, da mir es einfach nicht mehr ausreichte, nur das Fleisch vom Teller zu verbannen. Denn trotzdem litten Tiere weiterhin aufgrund meines Konsumverhaltens.

 Hat Deine Entscheidung, vegan zu leben, Deinen Berufswunsch irgendwie beeinflusst?

Da ich zugeben muss, den Wunsch, ein Fotograf zu werden, schon eher hatte als die Überlegung, mein Leben auf die vegane Lebensweise umzustellen, kamen Bedenken, inwieweit ich den Beruf vegan ausführen kann, erst im Nachhinein. Und natürlich versuche ich, dem so gerecht wie nur möglich zu werden. Da das Studium allerdings vorgibt, viel im analogen Bereich zu arbeiten, ist es mir mal mehr, mal weniger möglich. Allein, weil einem als Student oft die geldlichen Mittel fehlen, um die Problematik zu umgehen. In allen anderen Lebensbereichen achte ich dafür aber auch umso stärker drauf, komplett vegan zu leben.  

Gibt es Schwierigkeiten dabei, den Beruf komplett vegan auszuüben?

Wie in (fast) jedem Beruf auf der Welt gibt es natürlich auch als Fotograf Dinge, in denen man Kompromisse eingehen muss. Die jetzt aber vor allem durch das Studium in Erscheinung getreten sind, da ich eben dort viel mit der analogen Fotografie in Berührung komme. Das Papier, das Filmmaterial und Chemikalien zum Entwickeln der Filme und zum Vergrößern der Fotos. Später im Job werde ich wieder komplett auf die digitale Fotografie umsteigen, alleine schon wegen des Zeitfaktors.  

Im Sommer dieses Jahres hast Du ein Langzeitfotoprojekt mit acht Models ins Leben gerufen. Was hat es damit auf sich?

In diesem Projekt begleite ich acht unterschiedliche Frauen in den verschiedensten Stationen ihres Lebens. Am Abschluss der Schule oder des Studiums stehend, beim Umzug in eine neue Stadt und eines neuen Lebensabschnitts, eine neue Beziehung, sowie in der Zeit des Elternwerdens und -seins. Ich nähere mich ihnen über das Portrait und versuche, von jeder der jungen Frauen einen ehrlichen Einblick in ihre einzigartigen Persönlichkeiten zu gewinnen. Das Besondere ist, dass ich sie für das Projekt nicht ausgewählt habe, sondern sie nach einem Aufruf in einem sozialen Netzwerk (Facebook) ich sie mich auswählen ließ. Einerseits gehört zu den acht meine engste Freundin, andererseits aber auch Frauen, die ich nur flüchtig kenne. Alle haben einen Fragebogen beantwortet, u.a. mit den Fragen: “Warum willst du teilnehmen?“, „Wie stellst Du Dir den Ablauf des Projekts vor und was erhoffst Du Dir von dem Projekt?“ oder „Wie sieht deine momentane Lebenssituation aus?“
Durch dieses Projekt möchte ich mich der Fotografie als ein Werkzeug der Konservierung von Wirklichkeit und Realität und besonders der Zeit bemächtigen. Um nicht nur die persönliche Weiterentwicklung der acht Frauen und der ihres Umfeldes einzufangen, sondern auch meine fotografische Entwicklung untersuchen zu können, habe ich den Entschluss gefasst, dieses Projekt zu verwirklichen. Dem Projekt ist kein Ablaufdatum gesetzt, sondern soll weit in die Zukunft reichen. Um einen ehrlichen Einblick in das Leben einer jungen oder auch längst erwachsenen Frau in der heutigen Zeit zu erfahren.  

Soweit ich weiß, sind alle oder fast alle der Models Veganerinnen. Ist das Zufall oder gewollt?

 Das war nicht gewollt. Da mein Bekanntenkreis allerdings mehr aus Veganern besteht, war das wohl eine fast unumgängliche Konsequenz.  

Hast Du Tipps und Tricks für vegane Hobbyfotografen?

Um eine größere Sicherheit zu haben, sollte man am besten digital fotografieren. Da insgesamt weniger analog fotografiert wird, gibt es hinsichtlich der Inhaltsstoffe der Produkte kaum Veränderungen. In der Uni benutzen wir FOMA-Fotopapier, bei diesem kann man sich zumindest sicher sein, dass keine Gelatine für die Herstellung benutzt wird. Für analoge Schwarz/weiß-Fotografien kann ich die Kodak-Filme Tmax (100-3200) empfehlen. Damit erzielt man sehr gute Ergebnisse.  

Wo findet man denn Beispiele Deiner fotografischen Arbeiten im Netz?

Einmal auf meiner Facebook-Seite "Marie Desens Photographie" und unter http://marie-desens-fotografie.jimdo.com  

Marie, vielen Dank für das Interview!

Montag, 15. Oktober 2012

1 Jahr vegan- Mein Veg


Ich liebe Fleisch. Den Geschmack. Die Textur. Die Konsistenz. 

Ich liebe Tiere. Ihre Anmut. Ihre Friedfertigkeit. Ihren Geschmack?

Nein, Tiere sind doch nicht zum Essen da! Tiere haben doch auch Rechte, warum soll man sie töten?

So oder so ähnlich habe ich wohl geantwortet, als ich das erste Mal erfahren habe, dass Fleisch nicht auf Bäumen wächst und für jedes Steak, jedes Würstchen, jedes noch so kleine Stück Fleisch ein Tier grausam ermordet wird. 
Doch ich wurde davon abgehalten, meinen Drang, Gutes zu tun auszuleben, denn "man müsse ja Fleisch essen", ansonsten stirbt man. Man fällt einfach so tot um. Sieht man ja.


Das erste Mal wurde ich bewusst mit diesem Thema konfrontiert, als meine Eltern sich eines Abends "We Feed the World" im Fernsehen anschauten. Ich war ca. 12 Jahre alt.
Bis heute läuft mir ein Schaudern über den Rücken, wenn ich mich an diese eine Szene erinnere, die mich bis heute verfolgt. 

In der Szene wird das "Sexing" von Küken gezeigt. Die weiblichen wandern auf einem Förderband zur Aufzucht, um wie ihre Mütter zu enden. Die männlichen sind wertlos und landen im Schredder. 

Ja, im Schredder. 

Ich glaube, man kann sich vorstellen, wie man als Zwölfjähriger reagiert, wenn man sieht, wie unschuldige Tiere massenhaft zu Mus verarbeitet werden. 
Ich zumindest habe angefangen, zu weinen. Und zwar hysterisch. Ich wollte nie wieder Fleisch essen, nie wieder Eier essen, ich wollte mit diesem ganzen Wahnsinn einfach nichts mehr zu tun haben.
Doch wieder wurde mir "bewusst gemacht", dass dies eben ein notwendiges Übel sei und Tiere sowieso keine Schmerzen empfinden. 
Und man muss ja Fleisch essen, ansonsten stirbt man.Man fällt einfach so tot um. Sieht man ja.


Als ich 16 war, erzählte mir eine gute Bekannte, dass sie auf dem "Veggie Street Day" in Dortmund war und nun vegan werden möchte. Da ich ein guter Zuhörer bin, informiert man sich natürlich.

Zuerst die Webseite von LUSH. OK, es gibt also vegane Kosmetik, toll. 

Dann die Seite von peta2.de. 

Und auf einmal kam alles wieder hoch. Schon alleine, als ich auf der Unterseite zum Thema "Eier" war, wurde mir schlecht. Ich sah wieder die Bilder von gequälten Tieren und flauschigen, unschuldigen, gerade geschlüpften Kreaturen, die im Schredder landen.

Doch diesmal entschied ich mich, nicht aufzugeben. Ich klickte weiter.

Milch.
Ich liebte Milch. Zeitweise lag mein Milchkonsum bei (ungelogen!) einem Liter pro Tag. Aber, hey? Was soll's? Milch ist doch gesund. Kalzium und so. So stand es jedenfalls in den CMA-Broschüren, die wir immer in der Grundschule bekommen haben. Zusammen mit einem Klassensatz Kakao. Ich konnte das Wort "Marketingagentur der Deutschen Agrarwirtschaft" früher aussprechen, als ich das Wort "Tier" und "Rechte" zusammenfügen konnte. 
Und der Begriff "Marketingagentur" war bei mir keinesfalls negativ besetzt. Wenn sich jemand schon so Mühe gab, eine farbenfrohe Broschüre zu erstellen und eine der zigtausend glücklich grasenden Kühe zu fotografieren, so muss der Inhalt der Broschüre ja wohl wahr sein, oder?

Außerdem wäre es schließlich total unverantwortlich, keine Milch zu trinken. Sonst platzt den Kühen ja der Euter und sie haben furchtbare Schmerzen. Und wer will anderen schon Schmerzen zufügen?

Als ich die peta2-Seite sah, brach mein gesamtes Weltbild im Bereich Ernährung zusammen. 

Milch entzieht dem Körper mehr Kalzium, als es spendet.
Den Kühen werden ihre Kälber geklaut, damit diese das "weiße Gold" nicht trinken. Die Kälber werden getötet und als "Kalbfleisch“ verkauft.
Kühe brechen unter ihrer hochgezüchteten Last zusammen, in Milch finden sich teilweise Blutreste, Eiter und so weiter und so fort.

Ich konnte nicht mehr. Ich konnte wirklich nicht mehr. Gefesselt und doch zugleich fassungslos saß ich vor meinem Computer. 

Und plötzlich wurde mir so viel bewusst. 
Meine gesamte Ernährung basierte auf Lügen.
Auf Qual. 
Auf Ausbeutung der schlimmsten Art.

Ich war Mitglied von Amnesty International, doch ich hinterfragte mein eigenes Konsumverhalten nicht. Ich war gegen Kinderarbeit in Sweatshops und Ausbeutung, und trotzdem aß ich jeden Tag Fleisch?

Mir wurde schlagartig bewusst, was für ein schizophrenes Verhältnis ich zu Tieren hatte. Ich unterteilte in Haus- und Nutztiere, so wie andere in Über- und Untermenschen unterteilten.

Ich konnte wirklich nicht mehr. Ich konnte dieses Verhalten nicht mehr rechtfertigen.
Also wurde ich zunächst offiziell Vegetarier. Und schon kamen die ersten negativen Rückmeldungen.

"Das schaffst du doch nie!"
"Du weißt aber, wie ungesund das ist, oder?"
"Man muss doch Fleisch essen, wegen Eisen und so!"
Wenigstens fielen mir meine engsten Freunde nicht in den Rücken. 

Zunächst ging ich gar nicht auf diese Statements ein. Denn ich wusste, dass ich sie wahrscheinlich anschreien würde. 

Wie man dabei nur mitmachen kann.
Wie man Tiere dermaßen quälen kann.
Wie man seine Augen vor dem alltäglichen Wahnsinn verschließen und sich assimilieren kann.

Doch mir wurde bewusst, dass ich vor nichtmal einer Woche selber so war.
Auch ich verschloss meine Augen.
Auch ich trug dazu bei, Tiere zu quälen.
Auch ich verschloss meine Augen und machte mit, weil andere mich unter Druck setzten.

Als ich an diesem Tag zu Hause ankam, war ich trotzdem wütend. 

Ich wollte nicht mehr essen. 
Ich wollte nicht mehr in unseren Kühlschrank gucken. 
Ich wollte dieses Leid nicht mehr sehen.

An diesem Tag googlete ich weiter. Paradoxerweise wurde ich Vegetarier, hatte mich aber noch nicht damit beschäftigt, wie Fleisch "hergestellt" wurde. Ich hatte nur ganz dunkel einige Szenen aus dem Fernsehen im Gedächtnis. Verdreckte Ställe, Tiere mit Abszessen. Tiere, die Furcht in ihren Augen hatten. Angst vor dem Tod.

Doch ich stellte mich der Herausforderung. 

Das erste Video, das ich entdeckte, war Earthlings. Ich begann, die Doku zu schauen. Und kam bis zu der Szene, in der Ferkel kastriert wurden.

Ihre Angstschreie gehen mir bis heute nicht aus dem Kopf. Sie werde mir nie aus dem Kopf gehen.

Wie schon Jahre zuvor begann ich, hysterisch zu weinen. Ich konnte diese Ungerechtigkeit nicht mehr ertragen.

Ich wollte nicht mehr.
Ich konnte nicht mehr.
Ich fragte mich, wie ich all die Jahre nur konnte. 

Wie konnte ich zulassen, dass so etwas geschieht, nur weil ich eine Scheibe Salami essen wollte?

Doch ich wusste, dass ich den Film sehen muss. Also drückte ich auf "Play".
Der Rest des Filmes war schlimmer als alles, was ich mir je hätte ausmalen können.

Am Ende war ich emotional fertig. 
Ich zitterte am ganzen Körper.
Tränen rollten mir die Wangen runter.

Doch ich musste eine Entscheidung treffen: 
Sollte ich alles vergessen, ignorieren, mich der Gesellschaft fügen und weiterhin gedankenlos tierische Produkte essen?
Oder sollte ich meinem Instinkt folgen, unbequem sein, das tun, was ich für richtig halte, und auch das Richtige ist?

Bevor ich diese Entscheidung traf, musste ich noch mehr "entlernen". Ich merkte, wie ich nicht nur über Milch und Eier angelogen wurde. 

Man braucht kein Fleisch zum Leben, fast alles enthält Proteine.
Eisen ist in pflanzlichen Produkten oft in viel höherer Konzentration enthalten als in Fleisch.
Nur tierische Produkte enthalten Cholesterin.
B12 gibt es als Supplement.

Sicherheitshalber lud ich mir eine vegane Ernährungspyramide herunter, die bis heute an meiner Türe hängt. Ich druckte Infos für meine Mutter aus, so dass sie sich sicher sein konnte, dass ich nicht tot umfallen würde.

Ich machte den Schritt.

Heute vor einem Jahr, am 15. Oktober 2011 erklärte ich meiner Mutter, warum ich vegan leben werde. Nicht nur möchte, sondern werde. Egal, was die anderen sagen.  

Glücklicherweise akzeptierte sie es. Mein engeres Umfeld nicht.
"Das schaffst du doch nie!"
"Du weißt aber, wie ungesund das ist, oder?"
"Man muss doch Fleisch essen, wegen Eisen und so!"

Doch ich gab nicht mehr klein bei. Ich darf nicht. Wegen der Tiere. Und ich werde nicht.

Mittwoch, 10. Oktober 2012

In der Küche mit...

... Sookie

Nuss-Knödel mit dunkler Rotweinsoße




Knödel lassen sich prima ohne Eier machen. Damit das Ganze allerdings von sich aus auch schon mit mehr Geschmack daherkommt, nehme ich statt Semmeln lieber alte Brezeln. Und wer nicht gerade eine Nussallergie hat, der kann gerne noch Nüsse unterkneten. Das ist auch SEHR lecker.



Nuss-Knödel mit dunkler Rotweinsoße


4 Personen oder 2 Personen mit großem Hunger:

1 Zwiebel, fein geschnitten
200 ml Pflanzendrink der Wahl
1 EL Margarine
250 g alte Brezeln, kleingewürzfelt
80 - 100 g Walnüsse, kleingehackt und geröstet
ca. 3 - 4 EL Semmelbrösel
halben Bund Petersilie
nicht zu geizig Muskat dazu
Salz & Pfeffer

Zwiebeln in einer Pfanne andünsten.
Nebenher einen kleinen Topf mit der Flüssigkeit und der Margarine aufsetzen. Nicht kochen! Nur etwas erwärmen.
Die alten Brezeln mit den Walnüssen in eine Schüssel geben und mit der erwärmten Flüssigkeit übergießen.
2 EL Semmelbrösel dazu und zu einer homogenen Masse verkneten.
Ca. 30 Minuten stehen lassen, damit die Brezeln Zeit haben, die Flüssigkeit zu binden.
Die restlichen Zutaten dazugeben und vermengen. Sollte die Masse noch nicht fest genug sein, um Knödel formen zu können, nach und nach Semmelbrösel untermengen.
Nun die Knödel formen und in siedendes Wasser geben.

Achtung: das Wasser darf nicht kochen!

Ca.10 Minuten ziehen lassen. 


Sauce mit Champignons und Rotwein

6 - 8 Champignons
1 EL Öl
halbe Zwiebel
1 Zehe Knoblauch
1 Päckchen (ca. 250 ml) pflanzliche Sahne der Wahl
2 TL Cashewmus
Balsamico
Sojasoße
Salz & Pfeffer
evtl. rosa Pfeffer

Pilze grob schneiden und in einer beschichteten Pfanne mit etwas Salz andünsten. Wenn sie beginnen etwas zu bräunen aus der Pfanne holen und vorerst beiseite stellen.
In die heiße Pfanne etwas Öl geben, Zwiebeln und Knoblauch darin andünsten.
Mit Rotwein ablöschen und
eine halbe bis ganze Packung pflanzliche Sahne dazugeben.
Nun dürfen die Pilze wieder in die Pfanne zurück.
Salzen und Pfeffern.
2 TL Cashewmus unterrühren, einen EL Balsamico dazu und mit dunkler Sojasoße abschmecken. Diese gibt zudem auch eine schöne dunkle Farbe für die Soße.

Zum Garnieren:
ganze rote Pfefferkörner darüber verteilen




Variante 2 - für den nächsten Tag

Austernpilze mit gebratenen Knödeln 









Sauce:

1 EL Cashewmus
4 EL Edelhefeflocken
Salz & Pfeffer

Das Mus in einer Schüssel mit Wasser strecken.
Nach und nach die Hefeflocken unterrühren.
Wenn es zu fest wird, Wasser dazu geben. Abschmecken.
Wenn noch Edelhefeflocken fehlen, mehr dazugeben.
Die Konsistenz sollte cremig-halbflüssig sein, wie man es von einer Sauce kennt.
Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Austernpilze ohne Öl mit Salz und etwas Zitronensaft in einer Pfanne anbraten. Kurz bevor sie fertig sind, die kleingeschnittenen Restknödel dazu geben und mit anbraten.
Feingeschnittene Petersilie darüber, die Soße dazu und

guten Appetit!

Einen Salat dazu nicht vergessen ;)








Montag, 8. Oktober 2012

Laura - "Vegan - wann, wie, warum"


Hallo!

Mein Name ist Laura und ich bin 25 Jahre alt. Ich wohne in Bonn und bin Studentin. Ich bin seit ca. 12 Jahren Vegetarierin und lebe seit August 2010 vegan. Damals als Teenager dem Fleisch- und Fischkonsum zu entsagen fiel mir überhaupt nicht schwer, da ich Tiere schon von Geburt an geliebt und geschätzt habe, und weil es für mich eigentlich schon immer offensichtlich war, dass es falsch ist andere Wesen zu essen. Geschmeckt hat mir Fleisch auch noch nie so wirklich. Ich habe das Glück, die auf Respekt vor anderen Lebewesen beruhende Erziehung meiner Eltern genießen zu dürfen, und wir wurden damals gemeinsam zu Vegetariern, da wir das Leid der Tiere in Schlachthäusern (dokumentiert durch Videos, die wir uns zur eigenen Aufklärung immer wieder bewusst angeschaut haben) einfach nicht mehr ertragen konnten. 10 Jahre lang lebten wir nun in dem Glauben alles Nötige zu tun, um das Töten von Tieren nicht mehr zu unterstützen. Gesundheitliche oder ökologische Aspekte des Vegetarismus waren uns damals noch gar nicht bewusst, es war einfach eine rein ethische Entscheidung kein Fleisch, keine Wurst und keinen Fisch mehr konsumieren zu wollen.

Anfang 2010 stieß ich im Internet auf das Event "Frankfurt Pelzfrei" und wollte dort unbedingt hin um gegen das grausame Pelzgeschäft zu demonstrieren. Bei genauerer Betrachtung der Infostände verschiedener Tierrechtsorganisationen wurde mir sofort klar, dass dort eine vegane und eben nicht eine vegetarische Lebensweise "gepredigt" wurde. Sehr engagiert und von der Sache überzeugt demonstrierte ich aktiv mit gegen Tierpelze. Nach der Demo hatte ich schrecklichen Hunger, aber da ich das vegane Essen, das an diversen Infoständen dort angeboten wurde, irgendwie unappetitlich fand, zog ich es vor, mit meiner Freundin zu Pizza Hut zu gehen und eine, meiner Meinung nach tierleidfreie, große vegetarische Pizza mit extra viel Käse zu essen.

Zu Hause war ich fest davon überzeugt, weiterhin aktiv und öffentlich für Tierrechte agieren zu wollen. In den folgenden Monaten recherchierte ich im Internet immer mehr über das Thema Veganismus und so langsam wurde mir meine Doppelmoral, die ich lebte, klar. Mir wurde bewusst, dass es eben nicht reicht einfach nur vegetarisch zu leben, und dass ich nicht einerseits gegen Tierpelze demonstrieren, danach aber Käse, für dessen Herstellung Tiere genauso leiden und gequält werden, essen kann. An einem Freitag im August 2010 beschloss ich dann ab dem Folgetag komplett vegan zu leben, um endlich mit mir selbst, der Tierwelt, und der Umwelt im Reinen zu sein. Gleichzeitig hab ich mir geschworen, ab diesem Tag aktiv für die Rechte ALLER Tiere einzutreten, auch für die "Milchkühe" und "Legehennen". Ich war der Meinung, und bin es immer noch, dass ich dies den Tieren schuldig bin, immerhin habe ich sie ja bis zu meinem 14. Lebensjahr gegessen, und bis zu meinem 23. Lebensjahr ihre Produkte in recht großen Mengen zu mir genommen. Im September 2010 trat ich dem Tierrechtsverein "Die Tierfreunde e.V." bei, und habe bis zu meinem Umzug nach Bonn im Oktober 2011 mit den Ortsgruppen Saarland und Saar-West regelmäßig Infostände in der Grenzregion Rheinland-Pfalz/Saarland veranstaltet. Aus Zeitgründen bin ich seit ca. einem Jahr was Tierrechte betrifft nicht mehr ganz so aktiv wie früher, das soll sich aber sehr bald wieder ändern, weswegen ich vor ca. 2 Monaten die Ortsgruppe Köln-Bonn der Tierfreunde gegründet habe. An antispeziesistischen Demos nehme ich so oft es meine Zeit zulässt teil.

Die Entscheidung vegan zu leben war die beste und wichtigste Entscheidung, die ich bisher getroffen habe. Nicht nur für andere Lebewesen, sondern auch für mich selbst. Was sich am Anfang lediglich wie eine Umstellung der Ernährung angefühlt hat, ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil meiner Lebensführung und Einstellung geworden. Im Vergleich zu meinem früheren Omnivorismus und Vegetarismus habe ich ausschließlich positive Veränderungen festgestellt. Ich lade jeden Menschen dazu ein, sich über die Vorzüge der veganen Lebensweise zu informieren und wünsche mir von Herzen eine Welt, in der alle Lebewesen die gleichen Rechte haben, und in der sie von ihrer Wertigkeit und Lebensberchtigung her als vollkommen gleichwertig anerkannt und behandelt werden. Ach ja, meine Eltern leben heute übrigens auch vegan :)

Mein (ebenfalls vegan lebender) Freund Bas und ich haben einen Weblog, der sich primär mit den Themen Nachhaltigkeit, Achtsamkeit, Veganismus und Buddhismus befasst. Schaut doch bei Interesse einfach mal rein :) Der Blog ist allerdings noch nicht allzu üppig gefüllt, was sich auch sehr bald ändern soll.

Hier findet ihr uns:

http://www.thegentlelife.com/

Facebook-Seite von TheGentleLife

Liebe Grüße

Laura


Freitag, 5. Oktober 2012

Vegan in Hintertupfingen







„Echt? „ Das glaub ich nicht, du bist wieder nach Hintertupfingen gezogen?"

Für meine alte Schulfreundin Irina war es das Ulkigste, was man wohl tun kann, nach achtzehn Jahren Leben in Berlin, vier Jahren in München und zwei Jahren bayerischer Idylle. Die Berge konnten mich nicht halten, die Sehnsucht nach meiner Familie und dem Wald hier war groß, und mein Freund Karl, übrigens auch Veganer, fand die Idee ganz spannend. So zogen wir mit unseren felinen Mitbewohnerinnen Lucy und Zwacki letztes Jahr im Frühling hierher.
Freue mich immer noch wie ein Schneekönig, wenn ich an vertrauten Plätzen, am Ententeich, dem alten Kloster, meiner Schule vorbeigehe, auch über die uralten Waldwege, die ich wieder entdecke.Wundere mich aber auch über manche Regeln, zum Beispiel, wie ein Garten auszusehen hat.Das ging so weit , dass ich, nachdem wir im Vorgarten auf  dringenden Wunsch der Nachbarn (“ Das kann ja rüberwehn“) die Blütenstände der wunderschöenen Stockrosen entfernt hatten, trotzig einen alten Gartenzwerg hinein gestellt habe. Wenn schon( spießig) , denn schon.
In das Gemüsebeet lasse ich mir aber nicht reinreden, und die biovegan angebauten Kohlrabi, Bohnen, Zucchini, Ringelblumen, Kräuter wachsen schön, auch ohne tierischen Dünger!

Gibt’s denn hier überhaupt was für  Veganer? Lust uns mal auf einen Nachmittag in die Fußgängerzone zu begleiten?
Also los.
Erster Anlaufpunkt ist der  Eine-Welt-Laden, dort gibt es kleine Packungen mit kandierten Ingwerstückchen, veganer geht’s gar nicht, und eine Sorte Weingummidelphine ohne Gelatine. Nicht allein das macht dieses Lädchen so anziehend, die haben ja auch diese hübschen Korbsachen, Stoffe und Gewürze. Außerdem sitzen da immer echt nette Leute drin, mit denen man plaudern kann. Als ich einmal gefragt habe, woher das  Leder für die indischen Geldbeutel sei, und was für Leder es sein kann, weil ja in Indien Kühe heilig wären, hat ein Mitarbeiter den Katalog nach den Infos durchsucht. Er möchte da auch mal nachfragen , weil ihn das selbst so wundert, sagte er uns.
Weiter geht’s, vorbei an Schlachter Punsink, es riecht furchtbar,- irgendwie nach roher Leber-, aus dem dunklen Geschäft mit den Fliesen und dem langen Tresen. Dazu gehört ein Imbiss, am Stehtisch beißt gerade ein Hintertupfinger in irgendetwas Schlimmes, nicht hinschauen und weiter. Als Vegetarier ging das jahrelang, doch seitdem ich vegan lebe, scheint meine Nase empfindlicher zu sein, ich kann den Geruch kaum aushalten.
Gegenüber am Platz das Reformhaus, ein Lichtblick, es kommt mir nach Punsink vor wie eine Oase der Friedfertigkeit.
Wir betreten es, Karl sucht sich eine vegane Apfeltasche aus, ich erstehe meine Lieblings-Tartex, die Sorte „Winzer“. Tartex hat gerade 50-jähriges Jubiläum und sie haben für eine limitierte Auflage die alten Packungen für die Sorten Delikatess und Kräuter gedruckt.
Es waren die einzigen Aufstriche, die ich kannte, als ich mich Ende der Achtziger entschloss, Vegetarierin zu werden. Da gab es die Sorten „Exquisit“, „Delikatess“, „Champignons“ und eine mit Tomaten. Ja, Leute, das war´s an Auswahl!
Damals als Veggie hat man in  Restaurants  gebackenen Camembert oder Gemüsebeilagen gegessen und jeder hat orakelt, dass man bald durch einen Eisenmangel entkräftet würde. Damals wusste man nicht viel über pflanzliche Ernährung, dass sie alles enthält, was der menschliche Organismus braucht. Selbst der Hinweis auf sich pflanzlich ernährende Gorillas oder Elefanten änderte nichts am besorgten Gesichtsausdruck des Gegenübers. Naja, ist ja heute auch noch manchmal so.
Die Nostalgie-Tartex  haben wir uns natürlich gleich gekauft und die Schildchen aufbewahrt. Darauf sieht man eine 60iger-Jahre-Frau mit gestärkter Schürze, die eine Stulle hochhält , dazu der Spruch: „50 Jahre Genuss aus Freiburg - nach einer Originalrezeptur von 1962.“ Etwas für oldschool-Veganer!
Jetzt gehen wir zur Eisdiele. Dort gibt es Sojaeis, Schokolade und Vanille! Und das sehr lecker.Waren wir fröhlich, als wir das entdeckt haben letzten Sommer. In Großstädten gibt es zwar schon vegane Eisdielen, hier ist wirkliche ein Highlight, dass sie vegane Sorten haben. Heißt es doch für uns, dass wir uns auch mal zum Eis essen dort hinsetzen und nicht nur gekauftes, bestelltes veganes  Eis zuhause essen können!
Die vegane Sprühsahne haben wir dabei, denn heute wollen wir einen Eiskaffee trinken.
Es ist sehr voll draußen, doch ein Tisch wird gerade frei. Wir setzen uns, bestellen beim netten rotbekittelten Kellner : "Wir hätten gern zwei Eiskaffee mit Sojaeis ohne Sahne". Der höfliche Mann stutzt wirklich nur ganz leicht, notiert es artig und umkreist weiter die Tische.
Ein Ehepaar, beide um die 60, nähert sich unserem Tisch, fragt, ob die beiden Plätze noch frei wären, wir bejahen. Sie ist sorgfältig geschminkt, hat eine Brille mit goldenem Rand  und ist in so Boutiquenchic gekleidet, weiß mit schillernden Pailetten- er ganz lässig in Jeans und hellblauem Poloshirt -wahrscheinlich  vom örtlichen Herrenaustatter Putzelmann.
Sie haben gerade die Köpfe in die aufgeklappte bunte Karte gesteckt, als der Kellner mit unseren  Eiskaffees herangerudert kommt.
Mit der Ankündigung: „Zwei Diabetikereiskaffee, bittschön.“ stellt er die Pokale vor uns auf den Tisch.
Die beiden Köpfe gehen gleichzeitig hoch und schauen neugierig auf die Becher und dann auf uns.
„ Möchten Sie schon etwas bestellen, die Dame?“, fragt der Kellner im selben Moment.“ „Danke, nein. Wir gucken noch“, antwortet der Mann, obwohl er ja gar nicht gefragt wurde.
Sie studieren weiter die Eiskarte, während ich langsam die Sprühsahne aus der Tasche ziehe. Erst etwas zögerlich, doch dann sag ich mir, „hey du traust dich sonst ganz andere Sachen, also hopp“. Außerdem ist mir das wichtig, solche Miniängste zu überwinden, denn ich weiß ja, wie sehr die Tiere wegen des unreflektierten Milchkonsums leiden müssen. Also sollten wir Veganer tapfer sein, auch wenn wir anecken oder auffallen. Ich frage auch immer beim Bäcker, in Cafés und Läden nach den Zutaten.
Und die leckere „Hau wech“ Sprühsahne gehört einfach auf den Eiskaffee. Also nur Mut! Ich schüttele kurz, halte die Dose über Karls Becher und sprühe drauflos. Ein schönes Top mit einem gelungenen Kringel entsteht. Muss ich noch erwähnen, mit was für Gesichtsausdrücken das Ehepaar mittlerweile ausgestattet ist?
Dann halte ich die Sahne über meinen Eiskaffee, sprühe drauflos, ein komisches Schnattern kommt aus dem Blech, pff pfff und viele kleine weiße Sahnefetzen verteilen sich explosionsartig über dem Tisch, sprenkeln Poloshirt, Goldrandbrille, meine Bluse, Karls Sonnenbrille..
Stille. Auf einmal höre ich ein heiseres Lachen, der Mann fängt an, dann gackert die Frau los und  wir halten es auch nicht mehr aus. Der ganze Tisch lacht und  Leute an den Nebentischen müssen mitlachen, auch wenn sie teilweise gar nicht wissen, warum.
Der Kellner steht plötzlich da.“Möchten Sie etwas bestellen?“ „Ja“, sagt der Mann: Wir hätten gern vier Tamazotti!“ „Und einen  Lappen“, ergänze ich kleinlaut.

Anschließend  haben wir uns übrigens noch sehr gut unterhalten. Haben ihnen erklärt, dass wir Veganer sind und warum, und sie waren richtig interessiert. Vor allem die Frau ist sehr nachdenklich geworden und hat mir ihre Emailadresse gegeben, damit ich ihr Rezepte und Infos schicken kann, was ich auch gemacht habe. Sie hat sich bei Rezeptefuchs registriert und uns sogar einmal mit einer Einladung zu einem veganen Erdbeerkuchenessen bei ihnen im Gartenhäuschen überrascht.

Da dachte ich bei mir:
Es lässt sich ja doch ganz gut leben  als Veganer in Hintertupfingen.

*Susanne*